Weltportfolio und nebenbei Aktiv investieren? Die Core Satellite Strategie erklärt

von Benjamin Bösch

 

 

Du bist überzeugter passiver Investor und investierst dein Geld in ETF’s wie beispielsweise den MSCI-World oder MSCI Emergin Markets. Auf der anderen Seite glaubst du, dass sich ein bestimmtes Land oder ein Sektor auf der Erde in Zukunft gut entwickeln wird den Markt „outperformen“ (mehr Rendite als der Durchschnittsmarkt) wird. Eine solche Wette nennt man „Sektorwette“. Beispielsweise E-Sports, Wasserstoff, Cannabis-Aktien oder einzelne Länder wie Afrika oder China. Wie du das passive Investieren mit einer solchen Sektorwette verbinden kannst, zeigen wir dir in diesem Beitrag.

 

 

Core Satellite Strategie vorgestellt

 

Obwohl wir sehr von einem 70/30 Portfolio (70% des zu investierenden Vermögens in MSCI-World und 30% in MSCI Emergin Markets) schwärmen und dieses auch jedem empfehlen, möchten die meisten Anleger doch auch etwas spekulieren und mit einem kleinen Teil ihres Geldes in riskantere Positionen einsteigen. Diese Strategie nennt man Core-Satellite-Strategie. Wissenschaftlich wurde diese Strategie das erste Mal 1973 von Fischer Black und Jack Treynor. Sie unterschieden zwischen effizienten und ineffizienten Märkten. In die effizienten Märkte wird der Großteil des Geldes in eine passive Position (ETF) gesteckt und einfach in ruhe gelassen. In die weniger effizienten Märkte steigt man dann mit einem bedeutend kleineren Teil des Geldes ein und versucht dort mit riskanteren Positionen den Markt zu schlagen (outperforming).

 

 

Wieso eigentlich Core Satellite?

 

Man kann sich das wirklich bildlich vorstellen. Der Core (Kern) besteht aus einem 70/30 Portfolio und um diesen Core schwirren einige Satelliten herum (Sektorwette, Einzelpositionen, Derivate, Kryptowährungen). Es gibt keinen festen Aufteilungsschlüssel, weil das jeder für sich selbst entscheiden muss. Wir empfehlen allerdings, höchstens 20% des zu investierenden Geldes auf Sektorwetten zu setzen, weil es einfach bedeutend risikobehafteter ist und damit ein großes Verlustpotenzial besteht (80% „serious money“ & 20% „funny money“).

 

 

Haltedauer

 

Auch bei der Haltedauer gibt es keine festen Regeln. Je nachdem wie zufrieden man mit den Sektorwetten ist, verkauft man sie oder hält sie noch länger. Allerdings empfehlen wir auch hier eine eher langfristige Anlage, weil diese Sektoren oder Einzelpositionen nie von heute auf morgen zu „shooting stars“ werden, sondern über einen jahrelangen Zeitraum. Um seine Investment-Strategie möglichst regelbasiert durchzuziehen und nicht einfach nur emotionsgetrieben irgendwo sein Geld hineinsteckt, empfehlen wir auch für jeden einzelnen Satelliten wiederum eine eigene Strategie aufzustellen. Sehr bequem sind hier auch zwei Depots. Ein Depot für den Core (passiv) und ein Depot für die Satelliten (aktive Sektorwetten). Das macht das ganze sehr viel übersichtlicher und einfacher zu handhaben. Hierzu einige Broker:

 

·       Core: Scalable Capital

·       Satellite: Trade Republic, Smartbroker, Consorsbank

 

 

Kritik an der Core Satellite Strategie

 

Im wissenschaftlichen Bereich wird die Core Satellite Strategie kaum behandelt. Sie ist ein Grauton zwischen purem passivem und purem aktivem investieren. Außerdem sind ETF’s die eine Nische oder einen Sektor abbilden meistens etwas teurer, weil sie weniger im Konkurrenzkampf stehen. Beim MSCI-World gibt es sehr viele Anbieter und deshalb wird der Preis nicht einfach willkürlich in die Höhe getrieben sondern eher immer etwas gesenkt. Wenn Sektorwetten angeboten werden ist das natürlich nicht so, weil es sehr viel weniger Anbieter gibt und daher die Preise eher höher sind.