Psychologie - Denken wie ein großer Investor

 

von Raphael Bacher

 

 

Viele Menschen sehen in den täglichen Nachrichten einen Bericht über ein bestimmtes Finanzprodukt und bekommen mit, wie andere Anleger mit besagter Investition auf schnellste Weise reich geworden sind. Da muss man ja unbedingt auch selbst einsteigen! Man eröffnet also ein Depot bei einem Online-Broker und entscheidet sich für ein Wertpapier, über das man schon sehr viel in den Nachrichten gelesen hat und das ja so hohe Renditen verspricht. Die ganze Geschichte geht nach hinten los und man verliert sehr viel Geld. Wer ist schuld? Natürlich die Medien, die einen zu dem Einstieg bewegt haben.

 

Was sich zunächst lustig anhört, ist eine nicht unübliche Geschichte, wie sich private Anleger schnell die Finger verbrannt haben und daher wieder Abstand zu solchen Märkten nehmen. Doch worin genau liegt der Fehler? Der Fehler liegt in der mangelnden Vorbereitung. Damit meine ich jedoch nicht, dass man sich für den falschen Broker entscheidet, sondern dass man sich mental nicht auf das Trading eingestellt hat und sogar nach der Meinung anderer (in diesem Fall nach der Meinung der Medien) gehandelt hat, was nicht unbedingt sinnvoll ist. Doch wie bereitet man sich am besten im Kopf vor? Hier meine Gedanken, nach denen ich handeln möchte, und die auch ihr sehr gerne übernehmen könnt.

 

 

 

Zweifel an der eigenen Entscheidung

 

Wir alle kennen diese Gedanken: „War das jetzt wirklich gut?“ oder „Habe ich vielleicht falsch gehandelt?“. Doch diese Gedanken bringen dich nicht weiter, sondern schaden nur deinem Selbstbewusstsein und halten dich von einer objektiven Sicht auf die Situation ab. Aber Achtung, das heißt nicht, dass du gar nicht nachdenken sollst. Wenn du gar nicht nachdenkst machst du nur noch mehr Fehler. Wie bei jedem anderen Lebensbereich sind beide Extremen schlecht.

 

Der Zeitpunkt ist entscheidend. Denk auf jeden Fall vor dem Eröffnen der Position nach und werde dir den Risiken und Chancen bewusst. Wenn die Position dann eröffnet wurde, ist es das Beste, wenn du dir keine weiteren Gedanken zu dem Einstiegspunkt mehr machst und dich auf die richtige Situation zum Verkaufen fokussierst. Um dir große Sorgen zu ersparen solltest du außerdem ein passendes Stop-Loss setzen damit Verluste gegebenenfalls verkraftbar bleiben.

 

Ebenfalls sehr wichtig ist zu erwähnen, dass du nach der Schließung einer Position mit diesem Trade mental abschließt. Was danach passiert, interessiert dich nicht mehr und ärgert dich womöglich nur unnötig. Wut oder Enttäuschung sind zwar verständlich, haben aber an dem Markt nichts zu suchen.

 

 

 

Zu viele Informationen

 

Vorbereitung beim Trading ist der Schlüssel zum Erfolg. Man bereitet sich aber nicht unbedingt besser vor, indem man alle Nachrichten, Analysen und Expertenmeinungen zu einem Unternehmen oder dem Markt im Allgemeinen aufsaugt, um daraus eine passende Strategie zu bauen. Solche großen Mengen an Fremdinformationen, wie sie uns heute durch das Internet und andere Medien erreichen, haben durchaus auch negative Aspekte. Je kurzfristiger unsere Strategie ist, desto wichtiger ist dieser Punkt.

 

Erstens können unermüdliche Informationsquellen dazu führen, dass unsere Entscheidungsfähigkeit beeinträchtigt wird. Immer mehr Nachrichten und daraus resultierende Chancen schlagen regelrecht auf uns ein und es wird für uns schwerer, sich für eine passende Chance zu entscheiden. Wir bekommen Angst, dass wir etwas verpassen könnten und Angst ist schädlich für unser objektives Denken.

 

Wenn man sich dann aber doch endlich für eine gute Chance entschieden hat, wiegen wir uns in Sicherheit, weil wir denken, dass wir mehr als der restliche Markt wissen. Dem ist aber nicht so. Man kann damit rechnen, dass sobald eine gewisse Meldung in den Nachrichten ist, dass der Markt sofort reagiert. Und wichtig ist auch zu wissen, wie der Markt genau funktioniert. Wir kaufen mit der festen Überzeugung, dass unsere Position steigt und uns Gewinne bringt. Die andere Partei, also der Verkäufer, ist genau vom Gegenteil überzeugt. Der Markt an sich ist somit immer neutral, und das muss einem bewusst sein.

 

Was also tun? Es reicht meist schon aus, wenn man offizielle Ankündigungen, Wahlen und andere Großereignisse im Hinterkopf behält.

 

 

 

Bei Trading geht es um Wahrscheinlichkeiten

 

Der nächste Punkt ist, dass wir uns beim Handeln oft auf Perfektionismus versteifen. Dass keiner perfekt ist, sollte klar sein. Aber genau dasselbe gilt auch für unsere Handlungen. Man kann nicht immer gewinnen. Doch das muss man an den Märkten genau genommen auch gar nicht. Um in Wirklichkeit zu gewinnen, reicht es schon aus, wenn man mehr Geld einnimmt als man ausgibt. Und genau an diesem Punkt kommen Wahrscheinlichkeiten ins Spiel.

 

Jeder Handel ist einzigartig, und das können wir uns zu Nutze machen. Ob wir mit einer einzelnen Position gewinnen oder nicht, ist reiner Zufall. Wir können aber beeinflussen, wie wir damit umgehen und wie wir unsere Strategie gestalten. Sind wir traurig und stecken den Kopf in den Sand oder konzentrieren wir uns auf den nächsten Trade, um den gerade gemachten Fehler nicht mehr zu machen oder gegebenenfalls unsere Strategie anzupassen?

 

Etwas, das einmal funktioniert hat, muss nicht unbedingt beim nächsten Mal wieder funktionieren. Das ist auch egal, denn es muss nur öfter funktionieren als es nicht funktioniert. Genau dafür sind wir verantwortlich. Unter dem Strich müssen wir gewinnen.

 

 

 

Der Weg ist das Ziel

 

Du siehst, dass es doch einiges zu beachtet gibt, wenn man an den Handelsplätzen erfolgreich sein möchte. Es ist aber noch kein Profi vom Himmel gefallen, sondern jeder erfolgreiche Investor musste viel lernen, um in die jetzige Position zu kommen. Konzentriere dich daher eher auf den Lernprozess als auf die schnellen Gewinne, um später noch höher zu gewinnen!

 

Ich möchte diesen Blogbeitrag mit einem Zitat von dem berühmten Großinvestor Warren E. Buffett abschließen, welches sagen soll, dass man für sich selbst den besten Weg finden soll:

 

Wenn die Geschichte alle Antworten lieferte, würde sich die Forbes-400-Liste der Reichsten der Welt aus Bibliothekaren zusammensetzen.